„Zuerst gestalten wir die Stadt, dann prägt sie uns " (Jan Gehl)
Manchmal fallen einem die richtigen Bücher und Schriften regelrecht in den Schoß. Das Schicksal oder eine höhere Macht führt mich da zur richtigen Literatur. Beispielsweise: Jan Gehl: Städte für Menschen, jovis Verlag, ISBN 978-3-86859-356-3. Jan Gehl ist Stadtplaner und Architekt, ein in Kopenhagen lebender und international wirkender Däne (siehe Wikipedia)
Die Wiener Zeitung veröffentlichte Jan Gehls „Thesen zur lebenswerten Stadt". Davon gefällt mir These 3 besonders gut: „Aufenthaltsstraßen sollen wie Wohnzimmer geplant werden, nicht wie Korridore. Je häufiger die Menschen eingeladen werden, zu verweilen, desto besser, weil menschlicher ist eine Stadt", sagt Gehl: "Wo gegangen, geredet, gestoppt, geschaut, gesessen und gespielt wird, dort ist eine Stadt lebendig."
Dort ist eine Stadt auch sicherer. Belebte Straßen wirken kriminalitätsverhindernd. Dafür gibt es im englischsprachigen Raum der Fachausdruck „eyes on the street“ (siehe in der englischen Wikipedia Crime prevention und Jane Jacobs). Die Belebung führt zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl und dieses wieder zu einer weiteren Belebung. (Umgekehrt führt das Einigeln in stacheldrahtgeschützte bewachte Wohngetthos mit gesicherten Garagen und Fahrradräumen wegen sozialer und ökonomischer Ungleichheit zu mehr Unsicherheit und dies wieder zu vermehrter Abschottung). Etliche Überwachungskameras und Wachpersonal könnten gespart werden, wenn die Innenstadt freundlicher und attraktiver gestaltet wäre, so schön, dass sich Menschen gerne dort aufhalten. Die Rufe nach mehr Überwachungskameras (FPÖ-Wels) und mehr Polizeipräsenz (NEOS-Wels laut nachrichten.at) bringen uns nur einen Schritt näher zum totalen Überwachungsstaat. Machen wir es den Kopenhagenern nach oder gestalten wir Wels genauso schön wie Meran oder noch schöner.
„Selbst nachts, wenn es in Cafés und Vorgärten still wird, sind Bänke, Blumen, abgestellte Fahrräder und liegengebliebenes Spielzeug immer noch stille, aber tröstliche Zeugen gelebten Stadtlebens (...)" so Jan Gehl
In der Pfarrgasse gibt es etliche Schaufenster, aber zuwenig Kunden, die in die Schaufenster hineinblicken. Da wäre es besser, bei der Hälfte der Schaufenster Vorgärten anzulegen, damit mehr Leute kommen und in die verbliebenen Schaufenster hineinschauen. Die Anzahl Blickkontakte (eine Messgröße in der Werbung) bleibt gleich, aber es kommen mehr potentielle Konsumenten vorbei.