Citymurks-Tafeln am neuen »Weg des Vergessens« - W ö s a G r o n e n b l a d d l - KWini vo Wös

Suchen
Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Citymurks-Tafeln am neuen »Weg des Vergessens«

Herausgegeben von Günther Ecker in Satire-Blog »Wösa Gronenbladdl«. Keine Haftung für irgendwas. · 19/6/2015 03:34:00
Tags: Citymurks
Mit einstimmigen Beschluss aller 4 Gemeinderatsfraktionen wird in der Stadt Wels mithilfe der "Citymurks"-Tafeln (sprich „Sitimarks-Tafeln“) ein »Weg des Vergessens« eingerichtet. Ausgearbeitet von einer Agenda21-Gruppe wird, nach einer Umfrage in der Bevölkerung, damit die Arbeit der politischen Volksvertreter und Spitzenbeamten des Magistrats gewürdigt und zum ersehnten Ablauf dieser Gemeinderatsperiode würdige Endzeichen gesetzt.


Der Citymurks-Weg zum Vergessen beginnt am Welser Bahnhof mit gleich zwei Tafeln. Eine Tafel soll an den Murks erinnern, wegen dem Bahnfahrer im ersten Stockwerk im Halbkreis laufen müssen, um im letzten Moment den Zug zu erreichen und die andere Tafel soll daran erinnern, dass die ÖBB jahrelang auf Wels vergessen haben und die Railjet-Züge durchfahren ließen. 

Gleich daneben bei der Linienbushaltestelle erinnert die nächste Tafel an die vergessenen elektronischen Anzeigetafeln, wann der nächste Bus ankommt. Bei der Fußgeherampel Ecke Eisenhowerstraße/Bahnhofstraße wird eine Citymurkstafel der vergessenen Fußgeher gedenken, die dort mit bis zu 60 Sekunden Wartezeit auf das ersehnte Grünlicht warten.

Einhelliger Tenor aus der Bevölkerung war es, am Kaiser-Josef-Platz eine Citymurks-Tafel bei der „Wurstinsel" anzubringen und eine in der Bäckergasse, die dort an die vergessenen bequemen Sitzbänke mit Rückenlehne erinnern wird. 

Lediglich nur eine Citymurks-Tafel wird in der Ringstraße zum seligen Gedenken an die vergessenen Blumeninseln angebracht. „Was den Blumenschmuck anbelangt, mussten wir uns stark zurückhalten", so der zuständige Referent „hätte doch so eine Citymurks-Tafel überall in der Innenstadt hingepasst. So haben wir uns auf die Ringstraße konzentriert. Beim letzen Umbau der Ringstraße, als die Gehsteige verbreitert wurden, wurden sehr viele Blumenschmuckelemente schlichtweg vergessen und darum passt unserer Meinung nach das Citymurks-Zeichen dort am Besten hin".

Etwas abseits vom offiziellen Weg findet man im Amtsgebäude Pfarrgasse in der Abteilung Stadtverplanung noch ein weiteres Citymurks-Zeichen des Vergessens. Damit wurde der große Schubladenkasten markiert, in dem alle Ideen der Bürger, angefangen vom Wels 2000-Wettbewerb 1997 bis zu den Agenda-Veranstaltungen erfolgreich schubladisiert wurden. „Da werden wohl einige hunderte Vorschläge drin sein", stöhnte ein überarbeiteter Abteilungsleiter am Stadtverplanungsamt, „die Bürgerbeteiligung bei den Agenda-Veranstaltungen war toll, Plakate wurden beschrieben und beklebt und der Boden in der Fachhochschule war übersät mit Karten mit Vorschlägen"

Das »Wösa Gronenbladdl« hat als einziges Medium den Abschlussbericht des Agendaprojekts vorliegen und kann daraus exklusiv zitieren: »Aus mehr als 100 Ideen wurden in der ersten Agenda-Veranstaltung 6 Schwerpunktthemen identifiziert« heißt es im Bericht, für die zweite Veranstaltung wurden mehr als 98 Vorschläge erfolgreich schubladisiert und die Arbeit auf einfach 2 reduziert: Erstens die "Vernetzung Innenstadt" und zweitens das Projekt "Wohnzimmer Innenstadt – Plätze & Mobilität". Beim zweiten Agenda-Treffen gab es, laut Abschlussbericht-Zitat»ein großes Bedürfnis der Teilnehmer an der Mitwirkung bei Stadtplanungsfragen. Es wurden an die 50 konkrete Anregungen eingebracht«. Auf Rückfrage des »Gronenbladdls« meinte der zuständige Abteilungsleiterstellvertreter: „Wir haben uns aber dann für ein einziges Projekt entschieden und alle anderen 49 ebenfalls säuberlich erfolgreich schubladisiert und für die Nachwelt konserviert. Wenn man in Zukunft etwas nicht umsetzen will, braucht man keinen Ideenwettbewerb mehr machen, der doch nur frustrierte Bürgerinnen und Bürger zurücklässt, sondern dann kann man gleich im Archiv nachschauen, was nicht umgesetzt werden soll. Wir haben die zwei Siegerprojekte gewohnt undemokratisch ausgewählt und einfach das durchgesetzt, was vorher schon von uns beschlossen und fertig am Plan ausgearbeitet war. Im Prinzip soll ja der Minoritenplatz neu gestaltet werden, um den Parkplatz der Magistratsbediensteten schön zu beschatten und auch um das Agendaziel »Belebung der gesamten Innenstadt« zu erreichen. Wir sind zügig im Plan, Baubeginn wird etwa im Jahr 2026 sein" so die Stimme aus dem Amt „mit dem Minoritenplatz beleben wir ja indirekt auch den Kaiser-Josef-Platz und die gesamte Innenstadt und die Mobilität, weil einige Parkplätze wegfallen werden und dann mehr am Kaiser-Josef-Platz parken werden". Dass die Prozessbegleitung für die Agendagruppe mehr gekostet hätte, als dann für tatsächliche Kleinprojekte zur Verfügung stand, ist aber nur ein böses Gerücht, „Jeder Teilnehmer hat sein Projekt öffentlich darstellen können, ist das etwa nichts?"

Weiter am Citymurks-Weg des Vergessens: Vom ehemaligen Musikschulgebäude, das nicht vom Magistrat selbst zu Wohnungen umgebaut wurde, führt der Citymurksweg direkt zum Programmkino. Obwohl etliche Geschäfte und Gastlokale in der Innenstadt leer stehen, wurde dort von der Gemeinde ein teurer Zubau errichtet, um ein Gastlokal einzurichten und um diesem Konkurrenz zu machen gleich ein zweites im „Extrazimmer" im selben Haus. „Diese Citymurks-Tafel für das Medienkulturhaus haben wir uns redlich verdient" meinten auf Anfrage des »Gronenbladdls« übereinstimmend der Welser Kulturreferent und der für Wirtschaftsförderung zuständige Vizebürgermeister.

Einhellig war auch die Zustimmung, eine Citymurks-Tafel am WELIOS zu befestigen. Beim Welios wurde beinahe das ganze Budget für den Baukörper verbraten, der so gar nicht an das Generalthema „Erneuerbare Energie" erinnert. Die Vermarktung der Schau nach der Eröffnung war so grottenschlecht, dass immer weniger Besucher kamen und schon von Konkurs die Rede war. Auch die Redaktion des »Gronenbladdls« stimmte zu, dass sich das Welios so eine Citymurks-Tafel verdient habe.

Vom Welios wandert der begeisterte Citymurks-Sucher zum Tierpark. Wenn Zeit und Lust vorhanden sind, könnte davor noch ein Abstecher zum Citymurks-Traunufer gemacht werden, wo die schon längst beschlossene Traunuferverschönerung mit Badeoase und der Wasserschilift vergessen wurden. 

Im Tierpark wurde das ursprünglich um knapp 800.000 Teuro veranschlagte Affenhaus dann doch um nur 320.000 Teuro errichtet. Eine nur ganz geringe Baukostenüberschreitung von 25% führte schließlich zum Endbetrag von 400.000 Teuro. Mit diesem Betrag hätte man zwar schlichte 286 Hektar Regenwald als natürlichen Lebensraum der Affen kaufen und vor der Abholzung retten und einige Webcams installieren können. Aber dann hätte Wels seine 35 Bart-, Mantel- und Kapuzineraffen verloren. 

Der Citymurks-Weg des Vergessens endet beim Welldorado, bekannt von den Gronenbladdl-Leserreisen »Durchs wilde unbekannte Magistratistan «. Warum aber gerade dort der Weg des Vergessens endet, war unserem geplagten Redakteur des »Gronenbladdls« schnell klar. Die meisten der dort ein- und ausgehenden haben die Historie des Schlammassels schon längst wieder vergessen.



Versäumen Sie nicht die bisherigen Reportagen vom »Wösa Gronenbladdl« !
Hier weiter hinunterscrollen 
oder diesem Link (zum Anfang der GESAMTEN Liste) folgen !




Kein Kommentar

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü